Irmingard B. (61 J.) verbrachte drei Monate in New York auf der Überholspur
Mein dreimonatiger Aufenthalt in New York war atemberaubend, jeder Tag eine Herausforderung. Das Leben in einem anderen Land, mit einer anderen Sprache, mit fremden Menschen und Mentalitäten war wunderbar anstrengend, einzutauchen in die New Yorker Kunst- und Kulturszene, etwa Member des MoMa zu sein, großartig.
Es war so, als ob sich mein Leben auf der Überholspur befand. Selbst der "normale" Alltag war schnell, laut, hektisch – aber auch voller Überraschungen. Nicht immer, aber meist empfand ich diesen "drive" als Energiespritze. Ich mochte es, mich von der Stadt und ihrem Rhythmus mitreißen zu lassen. Doch wenn ich innehielt, bedauerte ich doch, dass so einiges auf der Strecke blieb, Vieles doch recht kurzlebig und oberflächlich war, sich die Menschen aber wohl schon daran gewöhnt haben. So erschien es mir jedenfalls. Auch an der Sprachschule gehörte es zur Normalität, dass Menschen kamen und gingen, wir uns gut verstanden und einzigartige Erlebnisse teilten, wir uns allerdings in der Kürze der Zeit nicht gegenseitig entdecken und anfreunden konnten. Vielleicht habe ich in den drei Monaten ein, zwei Freundinnen gewonnen? Die Zeit wird dies zeigen.
Ich wohnte im Herzen von Manhattan in einer Student Residence und konnte mir die Stadt teilweise zu Fuß erlaufen. Ich habe mich in meinem Zimmer sehr wohlgefühlt. Dort hatte ich alles, was ich brauchte: einen Platz zum Studium, viel Stauraum und ein Bad zum Relaxen sowie an herrlichen Sommertagen morgens und abends Sonne und den New Yorker Drive am Ohr. Das Personal der Studentenresidenz war mir gegenüber sehr zuvorkommend (mit einer Ausnahme) und unterstützte mich, wann immer es notwendig war. Die Küche war gut ausgestattet, nicht immer, aber meistens sauber. Ich nutzte diese und auch die Laundry ausgiebig als Lern- und Kommunikationsraum. Ebenso war der Quietroom für meine Art zu studieren ein Glücksfall, ebenso der Gym, der meine Kondition stärkte und beförderte. Im ganzen Haus wurde die Sicherheit der Gäste und der Studierenden groß geschrieben. Mir war das sehr wichtig! Eine negative Anmerkung soll sein: der Schreibtischstuhl war eine Zumutung und die Matratze ein Alptraum. Wegen letzterer konnte ich drei Mal nicht zum Unterricht, da mich morgens Rückenschmerzen plagten. Allerdings habe ich auch selbst nicht für Abhilfe gesorgt ...
Die Carl Duisberg Centren ermöglichten mir als älterem Semester dieses Experiment. Durch das intensive und anspruchsvolle Sprachstudium konnte ich mein Denken und Fühlen mehr und mehr der amerikanischen Lebensweise anverwandeln und dadurch besser verstehen. Dass eine Sprache und ein entsprechender Standort derartiges motivieren können, wie sich dadurch Eigenes und Fremdes ganz selbstverständlich miteinander verbinden und leben lassen, war für mich eine neue, bleibende Erfahrung. New York war ein traumhafter Lernort, an den ich auf jeden Fall zurückkehre.